Für eine Landwirtschaft, die den Bedürfnissen der Tiere und der Bauern entspricht

Die Nutztierhaltung ist in der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft von enormer Bedeutung – mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten als Futterbau- oder Veredlungsbetriebe. Wirtschaftliche Notwendigkeiten führten dazu, dass die Anzahl der Betriebe ständig zurückgeht, während sich die Anzahl der Tiere pro Betrieb dagegen kontinuierlich erhöhte.

Die sinkende Anzahl an Abnehmern landwirtschaftlicher Produkte, seien es die von ganz wenigen Unternehmen betriebenen Großschlachtbetriebe, seien es die großen Nahrungsmittel- oder die großen Einzelhandelskonzerne, führte zu einem ständig zunehmenden Druck auf die bäuerlichen und mittelständischen Landwirtschaftbetriebe in unserem Bundesland. Die Vertragsmäster wissen, wie wenig Freiheit in ihrem Handeln noch vorhanden ist. Durch die strengen Verträge der Agrarindustrie werden sie gezwungen, zu viele Tiere auf zu wenig Platz zu halten und die Tiere zu einem bestimmten Termin mit einen festgelegten Schlachtgewicht abzugeben. Eine Nichterfüllung dieser strengen vertraglichen Pflichten führt dann häufig, z.B. durch die dann folgende fehlende Abnahme der Tiere, zu wirtschaftlichen Problemen, bis hin zu Betriebsschließungen. In solch Situation stellt sich natürlich jeder die Frage: größere Einsatz von Antibiotika um die strengen vertraglichen Vorgaben zu erfüllen oder Betriebsaufgabe?

Die bäuerlichen und mittelständischem Betriebe haben kaum noch die Möglichkeit, Landwirtschaft nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen zu betreiben. Durch Nährstoffanreicherung und Nitratbelastung, Schwermetalle sowie Pharmarückstände geht von den Großanlagen die Gefahr der Vergiftung von Böden, Oberflächengewässern und Grundwasser aus. Immer häufiger werden in Wasser-Messstellen so hohe Nitrat Werte festgestellt, dass diese als Trinkwasserquellen unbrauchbar geworden sind. Klima und Luft werden mit Ammoniak, Lachgas, Methan und anderen Schadgasen sowie durch Pilze, Bakterien und Viren belastet. Auch kontaminieren Versuchsfelder mit gentechnisch veränderten Pflanzen die umliegenden Felder, sodass dort keine 100 Prozent gentechnikfreien Nahrungsmittel mehr produziert werden können. Die industrielle Massentierhaltung mit ihrem großflächigen Antibiotika-Einsatz schadet daher den ländlichen Räumen und zerstört die gewachsenen, lokalen Wirtschaftsstrukturen auf dem Land und die Lebensqualität in den Dörfern. Die Anzahl an Erkrankungen der Atemwege in unmittelbarer Nähe zu solchen Betrieben liegt um ein Vielfaches höher als in Gegenden, in denen solche Massentieranlagen nicht liege.

Aber ich möchte nicht, dass den viele bäuerlichen und mittelständischen Betrieben die Möglichkeit genommen wird, in ihren gewachsenen lokalen Wirtschaftsstrukturen nach ihren eigenen Vorstellungen und Möglichkeiten zu wirtschaften! Ich möchte nicht, dass die Lebensqualität in den Dörfern aufgrund eines erhöhten Krankheitsrisikos und verseuchter Trinkwasserreservoirs und Böden sinkt!

Mittlerweile haben zahllose Berichte über tierquälerische Haltungsbedingungen und Lebensmittelskandale in den Großmastanlagen das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten für artgerechte Tierhaltung geschärft. Sie legen zunehmend Wert auf Qualität, wollen wissen, woher ihre Lebensmittel stammen, wie sie erzeugt und verarbeitet werden. Die Haltung von zehntausenden Tieren in Großanlagen wollen sie nicht.
Ich möchte, dass die heimischen Betriebe vom boomenden Bio-Qualitätsmarkt profitieren können. Der Um-satz bei Bio-Produkten hat sich seit 2000 verdreifacht, aber der Anteil der Biofläche wächst deutlich niedriger. Um die steigende Nachfrage zu befriedigen, werden immer mehr Bio-Produkte importiert. Auch solche, die in Deutschland produziert werden könnten. So werden 48 Prozent der Biomöhren, 28 Prozent der Biokartoffeln und 25 Prozent der Bioeier importiert.

Häufig hören wir das Argument der neuen Arbeitsplätze durch die industriellen Tierhaltungsanlagen. Aber den wenigen neuen Arbeitsplätzen steht der Verlust vieler Arbeitsplätze im bäuerlichen Mittelstand gegenüber. Es gibt mittlerweile eine Erkrankungsform, die als Farmerlunge bezeichnet wird und nur bei Menschen vorkommt, die in solchen Ställen arbeiten. Das können nicht die dringend benötigten Arbeitsplätze sein! Zudem werden infolge des Imageverlustes einer Region mit intensiver Massentierhaltung bisherige und zukünftige Investiti-onen in eine nachhaltige Regionalentwicklung gefährdet. Durch artgerechte Tierhaltung in bäuerlichen und mittelständischen Betrieben entstehen bedeutend mehr und attraktivere Arbeitsplätze.
Der naturnahe Tourismus ist eines der großen Entwicklungspotenziale ländlicher Räume. Hier entstehen sichere, standortgebundene Arbeitsplätze. Dazu müssen aber die Naturräume ihre touristische Attraktivität bewahren. Industrielle Tiermastanlagen verschandeln die Schönheit des Landschaftsbildes, verpesten die frische Luft und Verseuchen die Böden ländlicher Regionen. Der Schwerlastverkehr – Futter-, Schlachttier- und Gülletransporte – stört Ruhe und Idylle. Weil ich mich für die natur- und kulturtouristische Erschließung der ländlichen Regionen einsetzen, lehne ich die industriellen Massengroßanlagen ab. Sie werfen eine Region und ihre Menschen in der wirtschaftlichen Entwicklung weit zurück. Stattdessen möchte ich die Synergieeffekte zwischen naturnahem Tourismus und regionaler Lebensmittelerzeugung stärken. Regional ist 1. Wahl, d.h. höhere Wertschöpfung vor Ort und kürzere Transportwege. Der Aufbau und die Modernisierung regionaler Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen muss gefördert werden, damit die ökologische und regionale Lebensmittelerzeugung gestärkt wird.

Ich setze mich daher für eine tier- und umweltgerechte Landwirtschaft ein, die den Bedürfnissen der Tiere und der Landwirte, der Bürger und der Verbraucher entspricht.

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